Rückblickend war es ein wichtiger Schritt für mehr Emanzipation – und noch dazu einer, der David McConnell am Ende auch reich machen sollte. Der amerikanische Buchhändler stellte 1886 die erste Avon-Beauty-Beraterin ein und gründete zugleich die California Perfume Company. In den USA waren Frauen damals (wie auch in Deutschland) in finanziellen und vielen anderen Dingen oft vollkommen von ihren Männern abhängig – sie durften nicht wählen und gingen nur selten einer bezahlten Arbeit nach.
Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen
McConnells erste Mitarbeiterin war eine 50-jährige Mutter. Und das erste Produkt ein Eau de Toilette Set, „ein absoluter Bestseller dank des Direktvertriebsmodells – von Frau zu Frau“, heißt es in der Unternehmenschronologie von Avon. McConnell wollte aber nicht nur Geld verdienen, er wollte den Frauen finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen. Darauf ist man bei Avon bis heute stolz, denn es gelang: 1902 gab es bereits zehntausende Beraterinnen. Das Unternehmen wuchs im Eiltempo.
Heute ist Avon eines der weltweit führenden Direktvertriebsunternehmen für Make-up, Gesichts- und Körperpflege, Modeschmuck, Home-Deko-Artikel und Mode. „Wir sehen Schönheit in all ihren Facetten“, wirbt das Unternehmen. Weltweit verkaufen Millionen Frauen als Beraterinnen im Auftrag von Avon – oft in Teilzeit. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns wichtig“, sagt eine Avon-Sprecherin.

Eine bessere Welt für Frauen, eine bessere Welt für alle
Avon sieht nach eigener Aussage eines seiner Kernziele im Einsatz „für die Gleichstellung der Geschlechter“. Das Unternehmen spendet für diverse soziale Projekte. Geld fließt auch in Kampagnen gegen Gewalt gegen Frauen. Denn noch immer werden Frauen auf der ganzen Welt häufig Opfer von Gewalt in verschiedensten Formen: sexuelle Übergriffe, Schläge und „Ehrenmorde“. Mehr als eine Milliarde Frauen haben nach Angaben der Vereinten Nationen keinen Zugang zu rechtlichem Schutz vor häuslicher sexueller Gewalt. „Eine bessere Welt für Frauen, ist eine bessere Welt für alle“, lautet ein Firmencredo.
1959: Mit Musterkoffern unterwegs durch Deutschland
Im Tagesgeschäft geht es aber wie bei anderen Unternehmen auch nicht zuletzt ums Geld verdienen. Und wirtschaftlich hatten die Avon-Verantwortlichen in vielen Ländern ein gutes Händchen. 1959 wurde Avon Deutschland gegründet, das aus rechtlichen Gründen zunächst Kavon hieß. Als erste Firma stattete Avon Beraterinnen mit Kosmetik-Musterkoffern aus. Das Unternehmen wuchs auch hierzulande rasant.
Seinen Deutschlandsitz hat Avon mittlerweile in Hallbergmoos. Rund 100 Beschäftigte arbeiten hier – derzeit Corona-bedingt auch viel im Homeoffice. Über die Zahl der Beraterrinnen und Berater macht das Unternehmen keine Angaben.
Manchen galten die Avon-Beraterinnen lange als die Tupperware-Verkäufer der Kosmetik. Doch der wirtschaftliche Erfolg gab dem Unternehmen recht. Ohnehin ist man längst auch viel auf anderen Vertriebskanälen wie im Internet unterwegs.
Avon: Ein Frauenkonzern, auch in Spitzenpositionen
Für Avon arbeiten auch hierzulande überwiegend Frauen – doch es gibt in Hallbergmoos und unter den häufig in Teilzeit und auf selbständiger Basis arbeitenden Beraterinnen auch eine Minderheit an Männern. Anders als bei vielen deutschen Konzernen spiegelt sich der hohe Frauenanteil auch in den Spitzenpositionen des Unternehmens wieder.
Die Geschäftsführerin von Avon Deutschland, Nina Šebečić Crnolatac, sagt: „Direktvertrieb ist eine sehr dynamische Handelsart. Es geht um Menschen, um Erfolg und um Chancen“, ist sie überzeugt. Sie sei stolz darauf, bei einem Unternehmen zu arbeiten, das Frauen unterstütze und das Leben besser mache.

So ging der Umsatz mit Make-up-Produkten durch die Decke
Lange Zeit kannte die Kosmetikbranche bei den Verkaufszahlen nur eine Richtung: So kletterte der Umsatz mit dekorativer Kosmetik in Deutschland von 2004 bis 2016 von rund 1,1 Milliarden Euro auf gut 1,8 Milliarden Euro. In den Folgejahren stagnierte er und brach 2020 bedingt durch die Coronakrise auf knapp 1,6 Milliarden Euro ein. Warum sich stylen, wenn man ohnehin nicht ins Büro geht, dürfte derzeit so mancher denken. Und wie verkauft man Schminke oder Liedschatten, wenn etwa an Vorführungen der Produkte in den Drogeriemärkten aus Infektionsschutzgründen in Lockdown-Phasen kaum zu denken ist?
Corona ist auch für Avon eine Herausforderung
Für viele Kosmetikunternehmen stellt Corona deshalb eine enorme Herausforderung dar. Avon, das als Aktienunternehmen traditionell keine Gewinn- und Umsatzzahlen für einzelne Länder veröffentlicht, kommt einer Firmensprecherin zufolge jedoch „sehr gut durch die Coronakrise“. Obwohl der zweite Lockdown die Beraterinnen und Berater hart getroffen habe, blieben die Umsätze stabil. „Grund ist sicher, dass Kundinnen und Kunden sich aufgrund der Beschränkungen vermehrt an ihre Beraterinnen und Berater wenden und dort direkt kaufen“, sagt eine Sprecherin.

Die Lösung: Online-Partys ohne physischen Kontakt
Zudem entdecken immer mehr Beraterinnen, „wie man erfolgreich über Online-Partys, den digitalen Avon Shop und Social-Media-Marketing verkaufen kann“, so die Sprecherin. Avon Deutschland ermöglicht auch den Versand direkt an die Kunden, so dass kein physischer Kontakt notwendig ist. Sie sei „begeistert“, wie gut die Beraterinnen und Berater die neue Situation angenommen hätten, freute sich jüngst jedenfalls Avon-Deutschlandd-Chefin Crnolatac.
Bildmaterial © Avon