Tradition und Fortschritt. Passt das zusammen? Definitiv. Ganz besonders, wenn es um unser aller Essen geht. Spätestens nach den andauernden Diskussionen über Gentechnik, Massentierhaltung oder Ackergifte wird dem Thema Regionalität nun wieder ein höherer Stellenwert zugeschrieben. Eine Chance für viele Landwirte, die es nicht leicht haben mit Blick auf Agrarkonzerne, Kostendruck, genormte Massenerzeugnisse und Bürokratie. So stimmt der aktuelle Trend um regionales Essen viele kleinere Höfe wieder zuversichtlich. „Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, um voran zu kommen“, erklärt Sebastian Hausler vom Erlebnisbauernhof in Hallbergmoos.
Etwa vier Kilometer südlich des Munich Airport Business Park in ruhiger aber nicht abgelegener Lage findet sich der Bauernhof der Hauslers. Vor 33 Jahren übernahm Sebastian Hausler zusammen mit seiner Frau den Hof seiner Schwiegereltern, den diese bereits 1960 gegründet hatten. Zu dem Wohnhaus gehören mittlerweile der „Yellow Root Saloon“, die „Country Hall“ sowie ein hofeigener Gastronomiebetrieb im „Stadl“ – nebenan: ein kleiner pittoresker See. Seit sechs Jahren tritt nun der Junior Josef das Erbe seiner Eltern an und leitet die Aktivitäten rund um den Bauernhof. Dennoch lässt es sich Sebastian Hausler nicht nehmen, hier und da noch selbst mitzuhelfen und dem Sohnemann unterstützend unter die Arme zu greifen. Das ist auch nötig, denn es herrscht so viel Betrieb wie noch nie auf dem malerischen Grundstück im Norden Münchens.
Hausler erkannte schnell die Vorzüge des lockeren und nährstoffreichen Bodens sowie die optimale Wasserversorgung im Erdinger Moos und stellte den Hof landwirtschaftlich schon vor Jahrzehnten auf den reinen Anbau von Gemüse um: Rote Beete, Karotten, Kartoffeln, Kürbisse, Rhabarber, Spargel, Salate und unzählige Sorten von Kohl werden heute unter anderem auf den großflächigen Feldern rund um den Hof produziert. Vertrieben werden die Erzeugnisse größtenteils auf Bauernmärkten in und um München und sowie direkt vor Ort. Außerdem setzt der Landwirt auf eine immer populärer werdende Vertriebsart: Die Direktvermarktung. „Die Idee, Essen direkt auf dem Hof zu kochen und anzubieten, hatten wir 1997 bei unserer Reise in die USA“, sagt Hausler. „Die Leute fahren zum Essen auf die Höfe und kaufen nebenbei dort ein“.
Um sich für Jahre mit wetterbedingt schlechten Ernten zu wappnen, hat sich der Familienbetrieb nun ein zweites Standbein aufgebaut. Fast jede Woche finden kleinere und größere Veranstaltungen auf dem Bauernhof der Hauslers statt. Im Sommer lädt die Wiese vor dem anliegenden See zum Grillen, im Winter ein Glühwein im „Yellow Root Saloon“ zum Aufwärmen ein. „Auch wenn die Events bei den Hallbergmoosern sehr beliebt sind, die Landwirtschaft dürfe man niemals aufgeben, sagt Hausler.
Nachhaltig, frisch und nach Möglichkeit Bio muss es heute also sein. Die Hauslers setzen schon seit Jahren auf dieses – eigentlich traditionelle – Konzept. Das zahlt sich aus, denn der neue Trend zum Altbewährten spielt dem Familienbetrieb in die Karten. Laut der DLG-Studie „Regionalität aus Verbrauchersicht“ wird die Zielgruppe der LOHAS („Lifestyles of Health and Substainability“) zu einem zunehmend wichtigeren Faktor für die Lebensmittelindustrie. Im Zentrum steht dabei der genussorientierte, aber genauso ethisch-moralisch vertretbare Konsum von Lebensmitteln, wofür die Verbraucher bereit sind, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Geld das notwendig ist, um heimische Betriebe, wie den der Hauslers, ausreichend zu unterstützen. Getreu dem Motto Qualität schlägt Quantität.
Bildmaterial © Gemeinde Hallbergmoos