Lebensrettende und -verbessernde Technologien im Skygate: Anfang 2020 hat mit der Pieris Pharmaceuticals GmbH eines der international führenden Unternehmen für Immunonkologie mit über 100 Mitarbeitern ihre Büros im Skygate des Munich Airport Business Parks (MABP) bezogen. Nun erhielt das Unternehmen mit 14,2 Millionen Euro den ersten Förderbescheid im Rahmen der 50 Millionen Euro starken Bayerischen Therapiestrategie, die zusammen mit dem Bundesförderprogramm „Forschung und Entwicklung dringend benötigter Therapeutika gegen SARS-CoV-2“ des BMBF die Entwicklung von neuartigen Medikamenten fördern, mit denen sich potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen durch das Corona-Virus zielführend behandeln lassen sollen. Mit der Summe will Pieris die klinische Entwicklung seines Produktkandidaten PRS-220 beschleunigen.

Pieris ist ein Biotechnologie-Unternehmen mit zahlreichen Wirkstoffen in präklinischer und klinischer Entwicklung, das auf Anticalin®-Proteinen basierende Medikamente erforscht und entwickelt. Neben inhalierbaren Anticalin®-Proteinen zur Behandlung von Atemwegserkrankungen umfasst die Pipeline des Unternehmens außerdem immuno-onkologische Multispezifika, die auf die Mikroumgebung des Tumors zugeschnitten sind. Als neue Klasse von Therapeutika sind die Proteine Eigentum von Pieris und werden in der Klinik und durch Partnerschaften mit führenden Pharmaunternehmen validiert. Zwar hat das ursprünglich in München gegründete Unternehmen seinen Hauptsitz mittlerweile in Boston, USA, der größte Teil der Belegschaft ist aber im neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum im bayerischen Hallbergmoos stationiert: Im MABP, der sich zunehmend auch zum Inkubator für Unternehmen der Biotech- und Pharma-Branche entwickelt. Wir haben mit Goran Martić (PhD), Associate Director Alliance Management, über Standortfragen und die Arbeit bei Pieris gesprochen.
Pieris hat seinen Hauptsitz mittlerweile in den USA. Inwiefern spielt da der Standort in unmittelbarer Flughafennähe eine Rolle für Ihr Unternehmen?
Goran Martić: Der Standort Hallbergmoos ist ideal für unsere vielen Interaktionen mit dem Mutterunternehmen in Boston, aber auch für unsere internationalen Partnerschaften. Nicht nur durch die Nähe zum Flughafen ergeben sich nun zusätzliche Möglichkeiten für wichtige und persönliche Treffen, sondern auch die ganze Infrastruktur mit dem großen Angebot an Hotels und Konferenzräumen ermöglicht und erleichtert effizientes Zusammenarbeiten.
Und wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Arbeit hier am Standort?
Goran Martić: Der Fokus am Standort Hallbergmoos liegt eindeutig in der Forschung und Entwicklung, auch unsere Finanz- und Personalabteilungen sind hier zu finden. Unsere Labore im Skygate sind auf die Identifizierung und Entwicklung von neuen Wirkstoffkandidaten spezialisiert, vor allem auf deren funktionelle und biophysikalische Charakterisierung sowie Herstellung. Zudem haben wir viel Expertise in der Etablierung von Assays aufgebaut, die die Biologie von Krankheitsbildern abbilden, die wir erforschen (Translational Sciences).
Auch das gehört seit 2020/21 (leider) dazu: Ein großzügig gestaltetes Arbeitsumfeld ist insbesondere in Hinblick auf Abstands- und Hygieneregeln immer wichtiger geworden. Inwiefern finden Sie hier Bedingungen vor, die auch diesen Erfordernissen Rechnung tragen?
Goran Martić: Wir hatten das Glück, dass der Umzug kurz vor der ersten Pandemiewelle in München und Umgebung und dem damit verbundenen Lockdown abgeschlossen war, auch wenn wir unsere geplante Einweihungsfeier natürlich leider absagen mussten. Wir haben uns schnell anpassen müssen und haben sehr früh Vorkehrungen zur Einhaltung von Abstand und Hygiene getroffen. Dadurch war es uns auch möglich, den Laborbetrieb der auf Wachstum ausgelegten Fläche im Skygate mit stringent umgesetzten Maßnahmen durchgängig und ohne wesentliche Effizienzverluste am Laufen zu halten. Ausreichend Platz und Lüftungsmöglichkeiten, aber auch eine moderne Klimaanlage und große Lagerflächen/Lagerbestände sichern bis heute wichtige Laborabläufe.
Was sind die nächsten Schritte und Ziele von Pieris – hier vor Ort und in der Welt?
Goran Martić: Wir wollen durch Innovationen neue Behandlungsoptionen für schwer heilbare oder therapierbare Krankheiten ermöglichen und so das Leben unserer Mitmenschen und Patienten verbessern. Unser Fokus liegt dabei auf Krebs- und Atemwegserkranungen. Hier setzt auch unser neuestes Vorhaben an, mit dem Wirkstoffkandidaten PRS-220 ein inhalatives Anticalin-Protein für die Behandlung von idiopathischer Lungenfibrose (IPF) zu entwickeln. In diesem Zusammenhang unterstützt eine Forschungsförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in Höhe von €14,2 Million zusätzlich die beschleunigte Entwicklung von PRS-220 für die Behandlung von post-akuten Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion in Form einer Lungenfibrose, auch bekannt als Post-COVID-19-Syndrom-Lungenfibrose oder „Long-COVID“. Dieses Entwicklungsprojekt wurde kürzlich von Pharma Trend mit einem Preis in der Kategorie Sprunginnovation bedacht. Das freut uns natürlich sehr. Unser Ziel als Unternehmen ist auch weiterhin klar: Konsequenter und schrittweiser Ausbau zur vollintegrierten Biotechfirma, wobei der Standort in Hallbergmoos/München auch weiterhin als Research-&-Development-Hub von Pieris eine zentrale Rolle einnehmen wird.
Bildmaterial © Claus Uhlendorf