„Das Bewusstsein der Kunden wandelt sich“: So machen Sie Ihr Unternehmen mit Umweltzertifizierungen fit für die grüne Zukunft

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Knapp 200 Staaten haben sich im Pariser Klimaabkommen dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf 1,5 bis maximal 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Für die Wirtschaft bedeutet das unter anderem Dekarbonisierung oder Treibhausgasneutralität bis 2050. Dass selbst das nicht ausreichen könnte, um weitreichende Folgen für unsere Umwelt und künftige Generationen zu verhindern, hat nicht nur das Bundesverfassungsgericht bestätigt und die Bundesregierung zu einer Verschärfung ihrer Klimaschutzmaßnahmen aufgefordert. Auch Erwin Grießer, Geschäftsführer bei der auf Dienstleistungen im Bereich Information Management und Data Science spezialisierten BFF GmbH sieht dringenden Handlungsbedarf. Er hat sein Unternehmen nicht nur bereits in Richtung Klimapositivität geführt, sondern im Rahmen des Unternehmensnetzwerkes CommendIT, dessen Regionalgruppe München Nord er auch leitet, über die nötigen Schritte dazu aufgeklärt. Wir haben mit ihm über Klimaneutralität und den Weg zu Umweltzertifizierungen gesprochen.

Erwin Grießer, Geschäftsführer der BFF GmbH und Leiter der Regionalgruppe München Nord von CommendIT

Herr Grießer, das Pariser Abkommen und seine nationalen Umsetzungen nehmen Bürger, vor allem aber auch Unternehmen in die Pflicht, ihre Emissionen und den Carbon-Fußabdruck drastisch zu senken. Wie viel mehr müssten Unternehmen Ihrer Ansicht nach in die Kür gehen?

Erwin Grießer: Mittelfristig wird es für alle Unternehmen wichtig, klimaneutral zu sein. Das Gelingen der Emissionsminderungen hängt im großen Maß vom konsequenten Handeln der Wirtschaft in den Industrieländern ab. Um dies zu erreichen, sollte die Vermeidung von klimaschädlichen Gasen im Vordergrund stehen, nicht die Kompensation. Die Kür wäre deshalb eine Überkompensation, sprich Klimapositivität.

Was habe ich als Unternehmen davon, wenn ich mein Unternehmen klimaneutral gestalte?

Erwin Grießer: In erster Linie tun sie etwas für den Klimaerhalt. Sie werden aber auch attraktiver für Mitarbeiter und Kunden, da das Thema in allen Bereichen immer präsenter wird.

Welche Vorteile haben Unternehmen von der Zertifizierung ihrer Unternehmen?

Erwin Grießer: Das ist ähnlich wie eine ISO-Norm zu sehen. Sie können die Zertifizierung in der Außenwirkung des Unternehmens nutzen, um zu zeigen, dass ihnen das Thema wichtig ist. Mittelfristig wird das auch in den Kundenbeziehungen immer wichtiger, da auch eine klimaneutrale Lieferkette für Konzerne und Unternehmen an Bedeutung gewinnt.

Wie komme ich an so eine Zertifizierung ran? Wer vergibt sie, wer darf das, was kostet sie und warum sollte ich zertifizieren?

Erwin Grießer: Da gibt es unterschiedliche Unternehmen, die diese Dienstleistung anbieten. Die Bewertung der unternehmensbezogenen Klimabilanz erfolgt in der Regel nach dem Greenhouse Gas Protocol als weltweitem Standard. Die nicht vermeidbaren Emissionen werden gemäß Kyoto-Protokoll über Projekte, nach verschiedenen Standards, in Entwicklungsländern kompensiert. Für die Abwicklung sorgt das zertifizierende Unternehmen. Die Kosten hängen stark von der Unternehmensgröße und den verbleibenden Emissionen ab. Das Bewusstsein der Kunden wandelt sich und sie achten immer mehr darauf, bei wem sie kaufen, weshalb eine Zertifizierung definitiv Sinn macht.

Sie haben mit Ihrem Unternehmen BBF selbst entscheidende Schritte in Richtung Klimapositivität gewagt und sogar die doppelte Menge der Treibhausgas-Emissionen Ihres Unternehmens ausgeglichen. War es schwer, Ihre Kollegen und Angestellten zu mehr Nachhaltigkeit zu verpflichten?

Erwin Grießer: Bei uns steht das Thema Nachhaltigkeit schon seit längerer Zeit ganz oben auf der Agenda. Die Klimaneutralität oder Klimapositivität sind lediglich ein weiterer Schritt. Wir sind uns der besonderen Verantwortung als Unternehmen gegenüber kommenden Generationen bewusst und haben entsprechend gehandelt. Unsere Angestellten standen von Anfang an voll hinter unseren Entscheidungen.

Die Schritte zur (mindestens) Klimaneutralität sind dabei überall die gleichen: Identifizierung der klimaschädlichen Faktoren, Berechnung der Umstellungskosten, Bewertung von Kosten und Nutzen, Reduzierung des CO2-Fußabdrucks, Kompensierung der Überschüsse und idealerweise schließlich die Zertifizierung durch ein anerkanntes Unternehmen. Im Fall von BBF bedeutete das dank einer Umstellung der Getränke- und Nahrungsversorgung sowie des Verzichts auf Papier eine Mülleinsparung von mehr als 70 Prozent, der Stromverbrauch konnte durch Soft- und Hardware-Optimierung um 34 Prozent gesenkt werden. Nicht mehr benötigte Handys und Laptops schließlich wurden gemeinnützig gespendet und selbstverständlich hat man auf möglichst klimaneutrale Reisen gesetzt. Schließlich folgte der doppelte Ausgleich der Treibhausgasemissionen durch den Kauf von Zertifikaten zweier Umweltschutzprojekte in Peru und Ruanda. Das Ergebnis: Von Fokus Zukunft zertifizierte Klimapositivität, die für jedes Unternehmen im Mittelpunkt künftigen Handelns stehen sollte. Denn wichtiger als die staatliche verordnete Pflicht (Klimaneutralität) ist die in unternehmerischer Verantwortung für die Zukunft selbst verordnete Kür (Klimapositivität).

Bildmaterial: © BBF GmbH, Fokus Zukunft, CommendIT

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